Seit Jahrzehnten erforscht Dr. Klemens Pütz, Meeresbiologe und wissenschaftlicher Direktor des Antarctic Research Trust, das Leben der Pinguine. Dafür reist er jedes Jahr für mehrere Monate dorthin, wo diese Tiere leben – in die Antarktis, die Subantarktis und andere Regionen auf der Südhalbkugel. Wir haben Dr. Pütz ein paar spannende Fragen gestellt...

 

1. Wie würden Sie Meeresbiologie vereinfacht erklären?

Die Meeresbiologie befasst sich mit den Lebewesen in den Ozeanen, also den Pflanzen und Tieren die im salzigen Wasser anstatt an Land in einer luftigen Umgebung leben. Dabei unterscheidet man das Pelagial, dem freien Wasser, und dem Benthal, dem Meeresboden.

 

2. Was hat Ihr Interesse an Meeresbiologie geweckt und wie lange arbeiten Sie in diesem Bereich? 

Ich habe Ende der 1980er Jahre in Kiel Biologie studiert. Dort gab es das Institut für Meereskunde (heute: GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung) und dort habe ich erste Einblicke in die Meeresbiologie erhalten. Schnell wurde mir dann auch klar, dass man vergleichsweise wenig über die biologischen Zusammenhänge im Meer wusste, und so war das auch eine Zukunftsentscheidung in einem Bereich tätig zu sein, in dem es noch viel zu erforschen gab (und gibt). Besonders interessant sind für mich Tiere, die wie die Pinguine in beiden Lebensräumen, zu Wasser und an Land, zuhause sind.

 

3. Mit Blick auf den Klimawandel und dessen Auswirkungen auf die Ozeane: Welche Veränderungen beobachten Sie in den Ökosystemen, insbesondere in den von Ihnen erforschten Regionen, und welche Auswirkungen hat das auf die Pinguine und Albatrosse?

Ich bereise seit über 30 Jahren die Antarktis und konnte in diesem Zeitraum mit meinen eigenen Augen Veränderungen beobachten. Das Eis schmilzt zusehends und es wird immer wärmer. Dies führt zu Veränderungen in den Lebenswelten, wodurch sich einige Arten ausbreiten, viele andere aber in ihren Beständen zurückgehen, weil sie sich so schnell nicht anpassen können. An der Antarktischen Halbinsel regnet es immer häufiger, was den Pinguinküken zu schaffen macht, denn ihr Dunengefieder schützt sie gegen Kälte, aber nicht gegen Nässe.

 

4. Inwiefern beeinflussen Meeresverschmutzung und Plastikmüll die Lebensvielfalt in den von Ihnen erforschten Regionen, und was könnten wir als Gesellschaft dazu beitragen, diese Probleme anzugehen?

Selbst an den entlegensten Stellen und an einsamen Stränden findet man heutzutage Plastikmüll. Darin können sich die Tiere verfangen, z.B. in Netzen, kleinere und kleinste Plastikpartikel können auch aufgenommen werden und reichern sich dann im Körper an, mit bisher unbekannten Folgen. Aber man hat z.B. schon festgestellt, dass sich die Fruchtbarkeit einiger Tierarten bei der Aufnahme von Mikroplastik verringert.

Daher sollte jeder Einzelne zunächst einmal darauf zu achten, Plastikmüll soweit wie möglich zu verhindern. Viele Geschäfte bieten heute Alternativen an, die mit wenig Aufwand die Menge an produziertem Plastikmüll enorm verringern können. Der Müll, der trotzdem anfällt, sollte auf jeden Fall fachgerecht entsorgt werden, und da ist unsere Gesellschaft, insbesondere die Politik, in der Pflicht, dies sicherzustellen.    

 

5.  Können Sie uns zum Abschluss eine kleine Geschichte aus einer Ihrer Forschungsreisen erzählen?

Da haben sich im Laufe der Jahre natürlich viele Geschichten zugetragen. Eine, die mir spontan in den Sinn kommt, ist die von einem Zügelpinguin in der Antarktis. Ich musste einige Zeit alleine in einem Schlauchboot warten. Gerade als ich mich an der Eiskulisse sattgesehen hatte und mir langweilig wurde, sprang plötzlich ein kleiner Zügelpinguin in mein Boot, schaute mich kurz an und fing dann seelenruhig an, sein Gefieder zu putzen. Nach einer kurzen Zeit, in der ich jede Bewegung vermied, ließ er sich auch nicht mehr von mir stören und hatte vollstes Vertrauen geschöpft. Es ist immer wieder beeindruckend, wie einen die Pinguine, da sie in der Regel keine Angst vor dem Menschen haben, einen nur neugierig betrachten und offensichtlich als einen besonderen Riesenpinguin ansehen.   

Herzlichen Dank, Herr Dr. Pütz für das spannende Interview 🐧❄️

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Februar 12, 2024 — Nina Südbeck