Eine Ode an das Moin

Interview mit Sylvie Gühmann

1. Du hast inzwischen schon drei wunderbare Bücher veröffentlicht. Erzähl doch mal, wie bist Du zum Schreiben gekommen?

Oh, vielen Dank für die Blumen! Ich glaube, ich mochte Sprache schon immer. Auch, wenn ich sie im Kleinkindalter nicht viel benutzt habe. Ich habe viel lieber Blödsinn getrieben. Wie sagte erst kürzlich eine Leserin so schön zu mir: "Ihr Buch mochte ich sehr, aber Sie als Kind hätte ich nicht haben wollen" – meine Mutter würde ihr wohl zustimmen.

Schon in der Grundschule mochte ich am liebsten die Aufgaben, bei denen wir Reime ergänzen mussten. Mit wahnsinnig peinlichen Gedichten hat das Schreiben dann auch in der Pubertät begonnen. Anfang 20 in Osnabrück hatte ich dann meinen ersten Poetry-Slam-Auftritt, zu dem mich wer anders angemeldet hat und bei dem ich vor Angst fast das Mikrofon verschluckt habe. Nach drei erfolgreich abgebrochenen Studiengängen kam dann die Ausbildung zur Journalistin, irgendein wahnsinniger Kollege schlug mich wenig später, da war ich 23, für mein erstes Buchprojekt, den Fettnäpfchenführer Ostfriesland, vor. 

 

2. Ostfriesland spielt ja schon immer eine große Rolle in Deinem Leben und Deinen Büchern. Welche 3 Worte kommen Dir in den Sinn, wenn Du an Ostfriesland denkst?

Das ist leicht: Wind, Wasser, Weite.

 

3. Dein Fettnäpfchen-Führer ist nicht nur ein humorvoller Reiseknigge für alle Ostfrieslandentdecker. Verrätst Du uns Deinen persönlichen Hotspot in der Region, den man unbedingt gesehen haben muss?

Es ist ja immer so eine Sache, den zu verraten. Trotzdem ist mein Lieblingsort viel zu schön, um ihn nicht mit anderen zu teilen: die Bohrinsel in Dyksterhusen. Zu der alten Betonplattform mitten im Nichts fuhr meine Mutter mit mir, wenn ich zu viel Mist gebaut habe. Noch heute finde ich auf der wettergegerbten Bank Ruhe. Das Watt, der Wind, die Wildgänse – davon wird mein Kopf frei, was ich in meinem Text "Heimat" für den NDR einfangen durfte.

 

4. Welche liebenswerte Eigenart der Ostfriesen vermisst Du fernab der Heimat am meisten?

Die Gelassenheit, wenn mir in Hamburg direkt das nächste Auto an der Stoßstange klebt, wenn ich nicht ab Sekunde eins der Ampel-Grünphase losbrettere.

 

5. Ostfriesland ohne … wäre nicht Ostfriesland!

...die Miss-Ostfriesland-Wahl, bei der eine Kuh und kein Model gekürt wird...

 

6. Jetzt fragen wir mal eine Expertin: Ostfriesenkaffee im Teeland Ostfriesland – geht das?

Jetzt bringt ihr mich aber in Verruf. Bislang habe ich es erfolgreich vermieden, mich dazu zu äußern. Ich finde aber tatsächlich, das schließt sich nicht aus, sondern ergänzt sich wunderbar. Wenn ich morgens in meinem Elternhaus wachwerde, dann möchte ich, dass mein Vater unten am Küchentisch mit einer Kanne Ostfriesentee auf mich wartet. Ich trinke überwiegend Tee und könnte niemals ohne, aber manchmal, wenn man ganz genau hinsieht, dann sieht man mich schon mal mit tief in die Stirn gezogener Kappe in die Rösterei Baum eilen... jetzt ist es raus. Ostfriesland kann Tee wie sonst niemand, wieso nicht auch Kaffee?

 

7. Cappuccino, Espresso, Flat White oder ganz klassischer Filterkaffee... Wie trinkst Du Deinen Kaffee am liebsten?

Ich bin ein Softie: Cappuccino. 

 

8. Wattn Aroma. Unser neuer Ostfriesenkaffee ist nicht nur Lieblingskaffee aller Inselentdecker, Deichkinder und Meerliebhaber. Die Farben und das Design sind inspiriert von unserer Heimat. Möwe, Schaf, Robbe oder Krabbe – welches Tier ist für Dich typisch ostfriesisch?

All diese Tiere – aber auch die Kuh. Frühling ist, wenn die Kühe in Ostfriesland wieder auf der Weide stehen. Sie vermisse ich im Winter schmerzlich, die Landschaft sieht so einsam aus.

 

9. Vervollständige doch den Satz ,,Wenn ich nicht den Fettnäpfchenführer geschrieben hätte, dann…

...hätte mein Vater niemals den Satz sagen können: "Du hast zwar immer gesagt, du würdest einmal ein Buch schreiben, aber doch nicht so früh und ich dachte auch immer, das sei nur eine deiner Flausen!" Wer weiß, vielleicht hätte ich mir andere Flausen einfallen lassen.

 

10. Möchtest Du noch weitere Bücher schreiben und gibt es vielleicht schon erste Pläne?

Ich schreibe gerade aus New York – ich habe vor einigen Tagen mein viertes Manuskript abgegeben. Worum es geht, wo und wann es genau erscheint, darf ich noch nicht verraten. Nur so viel: Es ist etwas ganz anderes als das, was ich bislang geschrieben habe. Freuen dürfen sich Leser:innen trotzdem darauf, hoffe ich zumindest. Außerdem bin ich den Sommer über hier, um an anderen Projekten zu schreiben. Vielleicht aber genieß ich auch einfach den New Yorker Sommer. Mal sehen.

 

Herzlichen Dank liebe Sylvie. Wir wünschen Dir viel Erfolg bei Deinen nächsten Projekten und freuen uns, Dich bei einem Heimatbesuch in unserem Café auf einen Kaffee zu treffen.

Interview Sylvie GühmannInterview Sylvie Gühmann

 

Wer jetzt so richtig neugierig auf Sylvie Gühmanns Bücher geworden ist: hier geht's direkt zu ihren Werken


Fettnäpfchenführer für Ostfriesland – Eine Ode an das Moin
https://www.conbook-verlag.de/buecher/fettnaepfchenfuehrer-ostfriesland/

Die junge Frau und das Meer
https://www.conbook-verlag.de/buecher/die-junge-frau-und-das-meer/

Hamburg. Unterwegs mit deinen Lieblingsmenschen
https://www.emons-verlag.com/programm/hamburg-unterwegs-mit-deinen-lieblingsmenschen

Juni 26, 2023 — Nina Südbeck